Augen auf und beobachten. Mit dem bewussten Beobachten können Sie sofort starten, egal wo Sie sich gerade befinden. Gut, falls Sie hauptsächlich oder ausschliesslich im Home-Office arbeiten, haben Sie momentan nicht ganz so viele Möglichkeiten😉

Doch machen Sie das Beste aus der Situation und nutzen Sie jede Gelegenheit, die sich Ihnen bietet. Beobachten Sie zum Beispiel Ihre Mitmenschen und deren Verhalten im Supermarkt. Da gibt es die «Top-Organisierten», sie desinfizieren sich die Hände und nehmen ihre Einkaufsliste zur Hand. Diese ist chronologisch geführt, das heisst, die Artikel sind so aufgelistet, wie der Supermarkt aufgebaut ist und sie laufen zielorientiert ihre Route ab. Auf direktem Weg zur Selfcheckout Kasse und in 10 Minuten sind die wieder weg. Dann gibt es die «Spontaneinkäufer», sie wirken auf andere manchmal sehr chaotisch und unkoordiniert. Denn sie kaufen praktisch immer ohne Einkaufszettel ein. Nebst den «wirklich wichtigen» Dingen kaufen sie auch Artikel, die ihnen gerade ins Auge stechen, sehr oft schön präsentierte Ware – neue Geschmacksrichtung, cooles Design, interessante Verpackung, oder einfach Dinge, auf die sie gerade Lust haben. So entsteht das Menü für das Abendessen oft direkt im Supermarkt.

Falls Sie ab und zu noch ins Büro fahren dürfen oder müssen und Sie dies mit den öffentlichen Verkehrsmitteln tun, eignet sich auch dies vorzüglich, um zu beobachten. Schauen Sie sich auf der Fahrt zur Arbeit einmal Ihre Mitreisenden im Zugsabteil etwas genauer an. Okay, je nachdem ist das nicht sehr amüsant und stimmt einem eher depressiv als fröhlich. Doch tun Sie sich das während fünf Minuten einmal an. Suchen Sie sich eine einigermassen motivierende Testperson. Versuchen Sie sich nun in diese Person hineinzuversetzen, überlegen Sie sich, wo sie wohl hinfährt, was sie wohl für einen Beruf ausübt, wie es ihr wohl heute grundsätzlich geht, und so weiter und so fort. Was Sie danach natürlich tun können, Sie fragen direkt nach, so haben Sie die Auflösung und werden bestätigt oder nicht – auf alle Fälle kann das lustige Interaktionen geben. Es kann auch passieren, dass Sie gerade mitkriegen, wie eine Person im vorderen Abteil beim Aufstehen ihren Handschuh verliert, Sie natürlich sofort aufspringen, ihn aufheben, die Person darauf aufmerksam machen und ihr den Handschuh überreichen – ein Dankeswort und ein Lächeln ist Ihnen gewiss. Was tun Sie? Sie lächeln zurück – so einfach ist das. Oder auch nicht, denn Lächeln mit Maske geht irgendwie anders. Die gute Nachricht ist: Die Augen lächeln und um das zu sehen, müssen wir genauer, bewusster hinsehen, und das finde ich sehr erfreulich.

Auch im Zoom- oder MS Teams-Meeting mit Ihren Kollegen bekommt beobachten plötzlich einen ganz anderen Stellenwert. Abgesehen vom Gesicht ist oft nicht viel zu sehen und die Kameraeinstellung und die Lichtverhältnisseim Home-Office lassen zudem manchmal zu wünschen übrig.

Beobachten heisst hinsehen und nicht wegsehen, letzteres passiert leider nur allzu oft in unserem hektischen Alltag. Wir schauen, wenn überhaupt irgendwo hin, auf einen Screen eines unserer mobilen Devices. Meist sind wir sogar mit mehreren Devices gleichzeitig beschäftig. Während eines virtuellen Meetings chatten wir mit einem der Teilnehmenden über WhatsApp und kommentieren die Präsentation bilateral, dann taucht unten rechts am Bildschirm eine Mail auf, die wird selbstverständlich gleich kurz gecheckt, wieder «weggebeamt» oder aber gleich schnell beantwortet. Und somit sei die Frage erlaubt: Wie aufmerksam und empathisch sind Sie gerade? Nur wenn wir hellwach sind und bewusst beobachten nehmen wir Stimmungen wahr das gilt übrigens für analoge und für digitale Treffen – doch in momentanen Zeiten der virtuellen Treffen, ist es umso wichtiger.

Erinnern Sie sich an ein Spiel namens „ich sehe etwas, was du nicht siehst“ – das haben meine Schwester und ich als Kinder sehr oft im Zug oder beim Wandern gespielt und heute trainiere ich mit meinen Patenkindern. Das ist lustig und ganz nebenbei eine großartige Übung, um die Beobachtungsgabe zu schärfen.

Nun wünsche ich Ihnen viele positive Beobachtungs-Erleb- und Erkenntnisse und bis im März – dann zu einer weiteren Empathie-Kompetenz:  dem «bewusst handeln».